30 Jahre Vertrauen, Teilhabe und Integration – mit einem Jubiläumsempfang feierten frischli und die Lebenshilfe Nienburg Anfang August ihre Zusammenarbeit. Rund 30 Menschen mit Beeinträchtigung haben beim Rehburger Familienunternehmen ihr berufliches Zuhause gefunden.
Mit Sortierarbeiten fing es Mitte August 1995 an; ein kleines Lebenshilfe-Team sortierte Milchdrinks in gemischte Steigen – der Startschuss einer erfolgreichen Kooperation. Weiter ging‘s mit der Prüfung und Reparatur von Paletten und der Beladung von Exportcontainern – im Laufe der Jahre wurden die Tätigkeiten an die Produktionsanforderungen und die Fähigkeiten der Beschäftigten angepasst.
„Es ist wunderbar, dass die Kolleginnen und Kollegen der Lebenshilfe Nienburg fester Bestandteil unseres Unternehmens sind“, betonte Dr. Timo Winkelmann, geschäftsführender Gesellschafter der frischli Milchwerke. Die Zusammenarbeit sei eine echte Partnerschaft, weil alle davon profitieren. Lebenshilfe-Geschäftsführer Frank Ruthenkolk erklärte, die langjährige Kooperation unterstreiche das Lebenshilfe-Motto ‚Mehr Gemeinsamkeit leben‘.
„Sich nicht nur um sich selbst kümmern, sondern über den Tellerrand hinaus aktiv sein. Dieser Weg des „mehr Wollens“ hat uns zusammengeführt und die Voraussetzung dafür geschaffen, dass berufliche Teilhabe auch gelingt.“ Inklusion sei bei frischli gelebte Praxis, hob Ruthenkolk hervor. Das Unternehmen nehme individuelle Bedarfe ernst. „Unsere Mitarbeitenden werden – unterstützt und begleitet von unseren Fachkräften – entsprechend ihrer Bedürfnisse, Fähigkeiten und Potenziale dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden.“
Wichtiger Beitrag für einen reibungslosen Produktionsablauf
Aktuell sind rund 20 Mitarbeitende mit Beeinträchtigung im Bereich Lager/Kommissionierung im Einsatz: Paletten vorbereiten und prüfen, Barcodes anbringen, Be- und Entladen der Lkw. Auch bei jeder Palette, die den Betrieb erreicht, kontrolliert das Team, ob sie intakt ist. „Eine weitere Gruppe von etwa zehn Personen ist damit beschäftigt, die Verpackungen versandfertiger Produkte zu prüfen. Sollte ein Bruch vorliegen, etwas auslaufen oder der Verdacht bestehen, dass Gewichte nicht stimmen, wird die Palette geöffnet. Die Arbeit ist ein wichtiger der Teil der Qualitätskontrolle“, sagt Gruppenleiter Tobias Tilch, eine von vier Lebenshilfe-Fachkräften in Rehburg.
„Integration wird hier gelebt“
Die Fluktuation in der Außenarbeitsgruppe sei äußerst gering, sagt Tilch. Fast alle, die bei frischli Fuß gefasst hätten, würden auch bleiben. Das Schöne ist, dass Integration von allen gelebt wird. Es gibt keine Berührungsängste. Alle tragen die gleiche Arbeitskleidung, alle sitzen zusammen in der Kantine.
Manche sind von Anfang an dabei, so wie Klaus-Dieter Becker und Siegfried Merkel – zwei vom „alten Eisen“, wie sie selbst sagen. Sie haben den Start der Kooperation und die Entwicklung bis heute miterlebt. „Anfangs haben wir zwei, drei Tage pro Woche bei frischli gearbeitet und die anderen Tage weiterhin bei der Lebenshilfe. Als die Arbeit mehr wurde, sind wir bei frischli geblieben“, erzählt Becker. Die Tätigkeiten haben sich in den vergangenen 30 Jahren fortlaufend verändert: „Sortieren, wiegen, etikettieren, Container verladen, Paletten packen, Verpackungen kontrollieren – die Arbeit ist abwechslungsreich und anspruchsvoll.“
„Teil der Firmengeschichte“
„Wir sind ein Teil der Firmengeschichte“, sagt Siegfried Merkel stolz. „Wenn mich jemand fragt, wo ich arbeite, dann antworte ich: bei frischli. Hier haben wir unseren Arbeitsplatz – und ich hatte nie den Wunsch, etwas anderes zu machen. Die Arbeit macht Spaß und die Leute sind alle nett. Wir haben damals unsere Chance gesehen und den Schritt auf den Außenarbeitsplatz gewagt – ein Schritt, den wir nie bereut haben.“
„Wir arbeiten gerne bei frischli“