Tag der Frühgeborenen

Gezielte Hilfe nach dem verfrühten Start ins Leben

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 60 000 Kinder zu früh geboren. Das muss nicht in jedem Fall problematisch für das Kind sein. Doch klar ist: „Jedes Frühchen, also jedes Kind, das vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren wurde, hat das Recht auf Frühförderung. Und je eher die Förderung beginnt, desto besser“, sagt Corinna Frese von den Offenen Hilfen der Lebenshilfe Nienburg.

“Jedes Frühchen hat das Recht auf Frühförderung”: Corinna Frese, Heilerziehungspflegerin von den Offenen Hilfen der Lebenshilfe Nienburg, mit dem zweijährigen Rron.

Am „Tag der Frühgeborenen“ arbeitet die Heilerziehungspflegerin mit Rron. Der Zweijährige kam in der 27. Woche zur Welt – deutlich zu früh. Bedingt durch die vorzeitige Geburt war der Kleine auch körperlich noch nicht voll entwickelt, doch diese Defizite sind nach den Worten seiner Mutter mittlerweile weitgehend ausgeglichen. Inzwischen ist Rron ausgesprochen gut gestellt und sehr aktiv – auf den ersten Blick würde ein Außenstehender keinen Förderbedarf des Jungen erkennen. „Wir arbeiten in der Frühförderung jetzt gezielt an Rrons Sprachentwicklung“, erklärt Corinna Frese. „Die Förderung orientiert sich am individuellen Bedarf des Kindes. In jedem Förderabschnitt werden die Ziele definiert.“

Rron ist im Landkreis Nienburg kein Einzelfall. „In der Frühförderung fördern und begleiten wir rund 200 Kinder, aber längst nicht alle davon sind Frühgeborene“, sagt Corinna Frese. Nach ihrer Erfahrung ist diese gezielte Förderung durch Fachleute entscheidend dafür, Entwicklungshemmnisse auszugleichen und drohende Behinderungen zu vermeiden: „Meist ist es uns möglich, Barrieren abzubauen und das Kind so zu fördern, dass es einen altersentsprechenden Entwicklungsstand erreicht“, weiß die Fachfrau.

Allerdings gebe es dabei keinen Automatismus: „Die Eltern müssen selbst aktiv werden“, sagt Corinna Frese. Die meisten Kliniken weisen bei einer Frühgeburt von sich aus auf den Kinder- und Jugendärztlichen Dienst des Landkreises und die Lebenshilfe hin. Die Fachleute vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst besuchen die Familie zuhause und beurteilen in diesem Rahmen, ob und in welchem Umfang eine Förderung durch uns angeraten ist. Dann können wir mit der Arbeit starten.“

Im weiteren Fortgang arbeiten die Profis der Lebenshilfe und der Kinder- und Jugendärztliche Dienst des Landkreises eng zusammen. „Die Bedeutung der Frühförderung wird zu oft noch unterschätzt“, glaubt die Fachfrau. „Früher dachte man: Ein Frühchen kommt entweder mit einer schweren Behinderung auf die Welt oder es ist alles in Ordnung. So klar ist die Situation aber nur selten. Eine gründliche Untersuchung und darauf aufbauend gezielte Unterstützung sind entscheidend, um spätere Handicaps zu verhindern.“

Je nach individuellem Bedarf kann Frühförderung bis zur Einschulung gewährt werden, betont Corinna Frese. Ziel sei, für jedes einzelne Kind die Folgen eines „Frühstarts“ ins Leben bestmöglich auszugleichen. „Und zwar ambulant bei dem Kind zuhause oder auch stationär in Stolzenau und Nienburg. Sogar in der Kita ist – einzeln und in Gruppen – Frühförderung möglich.“

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