Teilhabe am Arbeitsleben

"Paradebeispiel für gelungene Integration in den Arbeitsmarkt"

Vor eineinhalb Jahren wagte Sebastian Sievers den Sprung aus der Tischlerei der Lebenshilfe Nienburg auf einen Außenarbeitsplatz bei Freqcon. Seither arbeitet der 40-Jährige vier Tage in dem mittelständischen Unternehmen in Rethem.

„Sebastian Sievers ist für uns ein absoluter Glücksgriff. Er ist motiviert, engagiert und bringt alle Qualifikationen mit“, sagt Matthias Bock, Betriebsleiter der Freqcon GmbH. Das mittelständische Unternehmen ist einer der führenden deutschen Hersteller von Frequenzumrichtern und Regelungssystemen für erneuerbare Energiesysteme und beschäftigt aktuell rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Gute Erfahrungen mit der Lebenshilfe“

„Seit mehr als zwei Jahren arbeiten wir bereits mit der Lebenshilfe Nienburg zusammen; in den Werkstätten in Stolzenau und Rehburg lassen wir Kabelbäume montieren. Der Auftrag läuft sehr gut“, sagt Matthias Bock. „Wir suchen immer gute Leute, aber es ist schwer, qualifiziertes Fachpersonal zu gewinnen. Auf Grund der guten Erfahrungen reifte Ende 2021 die Idee, einen Arbeitsplatz in unserer Produktion in Rethem einzurichten.“

Bei einem sechswöchigen Praktikum lernte Sebastian Sievers das Unternehmen und seinen Arbeitsplatz kennen. Auch das Freqcon-Team konnte der bescheidende, fleißige und stets freundliche Nienburger von sich überzeugen. „Anfangs hatten wir geplant, ihn für Zuarbeiten einzusetzen“, sagt Matthias Bock. „Aber wir haben schnell gesehen, dass er mehr kann. Spätestens als ihm in einer technischen Zeichnung ein Fehler auffiel, war uns klar, welches Potenzial er hat. Herr Sievers ist richtig gut und weiß genau, was er macht.“ Jetzt arbeitet er am Bau von Schaltschränken im Bereich der regenerativen Energien mit, dazu zählen Energiespeicher, Ladestationen oder Wechselrichter für Windkraftwerke. Jeder Handgriff sitzt. Er ist mittendrin im Kollegenkreis, gehört wie selbstverständlich zum Team.

Sebastian Sievers an seinem Arbeitsplatz: „Fachlich habe ich mich gut eingearbeitet, die Tätigkeit ist abwechslungsreich und macht Spaß. Auch die Kollegen sind nett. Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit.“
Teil des Teams: Sebastian Sievers im Gespräch mit Freqcon-Betriebsleiter Matthias Bock (li.) und Produktionsleiter Alexander Radtke.
Jeder Handgriff sitzt.
Lebenshilfe-Mitarbeiter Ralf Möhrling vom Integrations- und Vermittlungsdienst steht Sebastian Sievers mit Rat und Tat zur Seite.

Vier Tage in Rethem, ein Tag in Nienburg

Sebastian Sievers ist zufrieden: „Fachlich habe ich mich gut eingearbeitet, die Tätigkeit ist abwechslungsreich und macht Spaß. Auch die Kollegen sind nett. Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit.“ Vier Tage in Rethem, ein Tag in Nienburg – das ist das Arbeitsmodell, auf das sich alle Seiten verständigt haben. Freitags ist Sebastian Sievers in der Nienburger Tischlerei im Einsatz. Er fühle sich sehr wohl bei Freqcon, betont er, aber der Kontakt zur Lebenshilfe, zu den alten Kolleginnen und Kollegen sei ihm wichtig, den möchte er weiterhin pflegen. Es ist auch ein Stück Sicherheit. „Für uns ist das in Ordnung“, betont Matthias Bock. „Wir haben einen guten, verlässlichen Mitarbeiter gewonnen, damit sind wir sehr zufrieden. Mehr noch: Die gute Zusammenarbeit hat uns darin bestärkt, weitere Außenarbeitsplätze einzurichten.“

Das sei auch das Ziel der Lebenshilfe Nienburg, mehr Menschen mit Beeinträchtigung eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu bieten, betont Ralf Möhrling vom Integrations- und Vermittlungsdienst der Lebenshilfe Nienburg. „Aber es muss für beide Seiten passen. Daher achten wir sehr darauf, dass die Menschen zum Unternehmen und die Unternehmen zu den Menschen passen. Freqcon ist in der Hinsicht ein Paradebeispiel, wie berufliche Teilhabe und Integration gelingen kann.“

Zur Person: Sebastian Sievers

„Mein Vater ist Maurermeister, Handwerk war für mich immer selbstverständlich“, sagt Sebastian Sievers. „An der Werkstatt-Schule Hannover habe ich eine Ausbildung zum Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik gemacht. Der handwerkliche Allrounder, der auch einen Gabelstaplerschein hat und einen Deckenkran bedienen darf, ist in Rohrsen bei Nienburg aufgewachsen, wo er auch heute noch wohnt. Nach gesundheitlichen Problemen konnte er in der Tischlerei der Lebenshilfe Nienburg beruflich neu Fuß fassen. „Die Arbeit hat mir gut gefallen, aber nach fast 15 Jahren, wollte ich gerne etwas Neues machen und auf den ersten Arbeitsmarkt – möglichst in meinem gelernten Beruf als Elektriker.“ Es passte daher perfekt, als im November 2021 in der Lebenshilfe eine Stellenanzeige aushing: „Elektriker bei Freqcon gesucht“.

 

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