Chancen und Perspektiven

Nele Tiziana Koch studiert Soziale Arbeit bei der Lebenshilfe Nienburg

Für die Lebenshilfe Nienburg ist es eine doppelte Premiere: Nele Tiziana Koch ist die erste duale Studentin im Bereich Wohnen. Die Besonderheit: Die 19-Jährige hat eine Sehbehinderung.

Alltag im Wohnheim: „Ich unterstütze meine Kolleginnen und Kollegen so gut es geht, helfe den Bewohnerinnen und Bewohnern bei den Mahlzeiten, plane Aktivitäten.“

Nur Assistenzhund Darla lässt erahnen, dass die junge Frau, die sich so sicher und selbstverständlich im Wohnheim Stolzenau bewegt, eine Beeinträchtigung hat. Doch ihrer Erblindung zum Trotz – ein kleiner Rest an Sehvermögen ist ihr geblieben – geht sie unbeirrt ihren Weg: Anfang Oktober hat die Nienburgerin ihr duales Studium im Fach Soziale Arbeit begonnen. Zwei Tage in der Woche ist sie an der Internationalen Hochschule (IU) Hannover, drei Tage arbeitet sie im Wohnheim.

„Nach meinem Abitur an der IGS Nienburg wusste ich noch nicht genau, was ich machen möchte. Ursprünglich wollte ich Psychologie studieren, aber der NC war zu hoch. Alternativ habe mich über das duale Studium informiert und bin dabei auf die Lebenshilfe Nienburg als Praxispartner gestoßen. Dass meine Bewerbung erfolgreich war und ich genommen wurde, hat mich sehr gefreut.“

Immer an ihrer Seite: Die Pudeldame Darla begleitet Nele Tiziana Koch auf Schritt und Tritt.

An der IU ist sie die einzige Studierende mit einer Beeinträchtigung. „Das ist für mich aber normal. Ich kenne diese Situationen schon aus der Schule, vom Geigenunterricht und dem Formationstanz beim TSC Blau-Gold Nienburg. Herausforderungen gehe ich immer offen und unvoreingenommen an – so wie meine Tätigkeit im Wohnheim. Ich wurde sehr gut aufgenommen. Anfangs waren einige Bewohner etwas irritiert wegen meiner Sehbehinderung, aber mittlerweile funktioniert alles prima. Wenn die Bewohner Unterstützung benötigen, sprechen sie mich direkt an. Bei denjenigen, die nur non-verbal kommunizieren können, kann ich mit meinem Restsehvermögen zumindest deren Gesten wahrnehmen. Orientieren kann ich mich ohnehin gut.“

„Ihre Zielstrebigkeit ist beeindruckend. Sie glaubt an sich – und wir tun das auch. Wir freuen uns, sie begleiten zu können.“
Daniel Schneider, Einrichtungsleitung Wohnen Südkreis

Bereich Wohnen war ihre erste Wahl

„Menschen ein Zuhause zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen, das ist eine schöne Aufgabe. Darum war der Bereich Wohnen meine erste Wahl. Zu meinen künftigen Aufgaben gehört es, Entwicklungsberichte zu schreiben und Förderpläne zu entwickeln; diese Pläne beschreiben die erforderlichen Hilfen eines Menschen mit Behinderung und beschreiben Ziele und Maßnahmen, es geht also um passgenaue Unterstützung. Das finde ich sehr spannend. Ich bin zwar erst seit Oktober dabei, aber eines steht fest: Die Arbeit hier macht mir Spaß.“ Daniel Schneider, Einrichtungsleitung Wohnen Südkreis, ist überzeugt, dass Nele Tiziana Koch ihren Weg geht: „Ihre Zielstrebigkeit ist beeindruckend. Sie glaubt an sich – und wir tun das auch. Wir freuen uns, sie begleiten zu können.“

Veröffentlicht am: